Freitag, 9. September 2011

Auf dem Land


Anhaas Onkel beim Braten des Murmeltieres

Blick über die Steppe

Blick auf das Jurtenviertel der Stadt Bor-Undur (hat sogar einen Bahnhof)


Mein Liebslingsbild :)

Anhaas Familie beim Murmeltierschmaus

Anhaas Cousine und Cousins: Batoka, Maralaa und Batkaa

Im Innern der Jurte

Die Herde von Anhaas Eltern; sie haben Ziegen und Schafe

Die Jurte von Anhaas Eltern und daneben die von ihrem Onkel. Sonst ist gibt es weit und breit nichts anderes mehr!

Das Dorf in welchem Anhaas Tanten wohnen und das wenige Fahrtminuten von der Jurte entfernt ist.

In einer Jurte zu Leben fand ich ein unglaubliches Erlebnis, wenn auch nicht immer ganz einfach. Zum einen gibt es keine Dusche oder Wc (also eine Toilette gibt es schon, die ist halt einfach draussen auf dem Feld ;)) und auch keine Privatsphäre. Zudem wird das Essen sehr einfach zubereitet weshalb es auch oft das gleiche gibt. Auf einer mit Solarstrom betriebenen Kochplatte wird in einem grossen Kochtopf entweder Nudelsuppe mit Schafsfleisch oder einer Art Kartoffeleintopf mit Schafsfleisch zubereitet. Nun ja, ich hab echt versucht, diese Gerichte zu essen, aber spätestens nachdem ich jeweils die Hälfte gegessen habe, musste ich aufgeben, weil ich den Geschmack nicht mehr ertragen konnte (das geht fast allen Ausländern so, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe) – es ist einfach schon sehr extrem, weil das Fleisch halt so frisch und überhaupt nicht bearbeitet ist. Ein anderes Problem für mich waren die Fettstücke. Die Mongolen betrachten das Fett als den besten Teil, und weil ich der Gast war, haben sie mir die besten Teile, ergo die Fettstücke, in den Teller gegeben. Aber das konnte ich einfach wirklich nicht essen – was mir jetzt noch leidtut. Da Anhaa ein Jahr in der Schweiz war, kannte sie ungefähr meine Essgewohnheiten und hat verstanden, dass das für mich nicht ganz einfach ist, und mir zweimal etwas anderes gekocht, wofür ich ihr wirklich unglaublich dankbar war. Ein weiteres Problem war, dass sich mein Magen ein bisschen gegen diese Fetthaltigkeit gewehrt hat, was eine ziemlich mühsame Angelegenheit ist, wenn es keine Toiletten gibt. Manchmal sind wir auch ins Dorf gefahren, das hauptsächlich aus kleinen Holzhäuschen besteht und wo Anhaas Verwandte wohnen. Diese Häuser haben alle nur einen Raum und meist noch eine kleine Küche. Draussen befindet sich das Holzplumpsklo.

Manchmal habe ich mich ziemlich Lost in Translation gefühlt, da ich mich, ausser mit Anhaa, mit niemanden verständigen konnte, da niemand auch nur ein Wort Englisch sprechen konnte und mein Handy ja nicht funktionierte und ich mich wirklich mit niemandem austauschen konnte – das war nicht immer ganz einfach. Anhaas Verwandte waren aber unglaublich nett und gastfreundlich und irgendwie haben wir uns dann doch verstanden. Zudem habe ich mich mit ihren kleinen Cousins und Cousinen angefreundet und viel Spass mit ihnen gehabt.

Leider hat auch die Mongolei ein Problem mit Alkoholismus - eine Flasche Wodka ist auch saubillig. So kam es, dass Anhaas Vater an einem Tag nicht nach Hause gekommen ist, sondern in der nächsten Stadt verhaftet wurde, weil er zu betrunken war und dann die Nacht im Gefängnis verbringen musste. Wir sind also am nächsten Tag eine Stunde über Stock und Stein (es gibt echt nur sehr wenige Strassen in der Mongolei) gefahren um ihren Vater abzuholen. Während Anhaa und ihre Mutter zur Polizei gingen, wurde ich bei ihren Verwandten, die in einer Wohnung leben, untergebracht und konnte dort nach 5 Tagen endlich wieder duschen ;) Wir haben dann noch ihre Verwandten besucht, die auch in einer Jurte wohnen. In der Stadt baut man um seine Jurten allerdings einen Zaun aus Holz oder eine Steinmauer. Meistens befinden sich in diesem Hof dann zwei oder drei Jurten und ein gemeinsames Holzklo.

An einem Abend haben Anhaas Vater und ihre Onkel zwei Murmeltiere gebraten. Eigentlich ist es verboten, die zu jagen, weil sich der Bestand zu klein ist! Naja, auf jeden Fall haben sie die Murmeltiere aufgeschnitten, Steine reingelegt und dann wieder zugenäht und dann von aussen angebraten. Ich hab dann auch probiert - es hat gar nicht so schlecht geschmeckt, aber da ich kurz vorher einen Schafs-Kartoffeleintopf gegessen habe, war mein Bedarf an Fleisch für diesen Tag gedeckt ;)

Samstagnacht haben wir (Anhaa und ich, sie muss wieder in die Stadt, weil sie dort studiert) uns dann mit Anhaas Eltern auf den Weg nach UB gemacht. Zuerst musste ihr Vater allerdings noch zwei Schafe schlachten um die am nächsten Tag in UB zu verkaufen. Dann ist er zu anderen Hirtsmen (es gibt leider kein deutsches Wort dafür) gefahren und hat auch deren Fleisch abgeholt. Am Schluss waren auf der Ladefläche des Autos circa 30 Tote Schafe und mein Gepäck. Auf der hinteren Sitzreihe sassen vier Erwachsene und zwei Kinder und auf der vorderen Anhaa, ihr Vater und ich. Und so sind wir um halb zwei Uhr nachts losgefahren. Morgens um halb 7 sind wir auf einem Schlachthof ausserhalb von UB angekommen, wo ein Teil der Schafskadaver abgeliefert wurde. Naja ... etwas mulmig war mir schon, einerseits wegen dem Gestank, andererseits wegen den Schafsköpfen, die am Boden rumlagen und den Blutspuren überall. Dann sind wir in die Stadt gefahren und haben in einem der Jurtenviertel die restlichen Schafe abgeliefert. Während ich so geschaut habe, wie die toten Schafe da so herum transportiert und in der prallen Sonne liegen gelassen werden, habe ich mich ernsthaft gefragt, ob wir Schweizer bei der Fleischverarbeitung überhygienisch sind ;)

Wenig später haben mir Anhaa und ihre Mutter dann geholfen ein Taxi zu organisieren, das mich in die Stadt bringt, weil ich mich dort mit Silvia, der anderen Schweizer-Lehrerin, die jetzt neu in Darkhan unterrichtet, treffen wollte. Ich war schon etwas traurig als ich mich von ihnen verabschieden musste, denn dank ihnen hab ich unglaublich viel erlebt, was man als einfache Touristin sicherlich nicht erleben kann. Trotzdem war ich auch ungeheuer froh als ich Silvia gesehen habe und endlich wieder mal richtig mit jemandem sprechen konnte. Ich hatte auch sehr viel zu erzählen ......

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