Freitag, 9. September 2011

Erster Tag in Ulanbataar

Auf dem Weg vom Chingis-Khaan Flughafen in die Stadt.

Vor dem Gandan-Kloster

In UB wurde ich von Anhaa, einer mongolischen Studentin, die im vorigen Schuljahr in der Schweiz studiert und die ich dann kennen gelernt habe, und ihrem Onkel Enewish am Flughafen abgeholt. Sie waren auch so lieb und sind mit mir vom Flughafen direkt aufs Immigration Office gefahren, bei dem ich mich offiziell anmelden musste. Ich war echt froh um ihre Hilfe, denn die lieben Leute auf dem Immigration Office konnten kein Englisch. Dann sind wir nach UB gefahren; das ist schon sehr speziell. Zum einen diese wunderschöne Natur, zum anderen die beginnende Grossstadt, die am Rand aber hauptsächlich aus Gers (ein Ger ist eine mongolische Jurte) besteht. Und nach diesen traditionellen Behausungen tauchen dann die ‚modernen‘ Industrieanlagen und der damit verbundene Smog auf. Gleichzeitig sieht man auf der Strasse Kühe vorbei laufen. Wir sind dann in die Stadt reingefahren, also gerollt, da der Verkehr in UB zu jeder Tageszeit staut und sind in die Wohnung von Anhaas Onkel im Zentrum von UB gegangen. Langsam aber sicher hat sich da der Kulturschock bemerkbar gemacht. Anhaas Onkel schafft bei der Regierung, hat also einen guten Job. Wie ich aber im Reiseführer gelesen habe, verdienen Regierungsbeamte gerade mal 150 Euro im Monat. Daher kann sich Anhaas Onkel auch nur eine Einzimmerwohnung (mit separater kleiner Küche und Bad, allerdings funktioniert beim WC die Spülung nicht) leisten. In dieser Wohnung wohnt er mit seiner Frau, der 6-jährigen Tochter, den fünfmonatealten Zwillingen und einer Nichte, die bei der Betreuung der Kinder hilft. Es gibt im Zimmer ein Doppelbett auf dem die Eltern schlafen, die anderen schlafen auf dem Boden. Kaum angekommen wurde mir sofort der einzige Stuhl in der Wohnung angeboten und es wurde der typische mongolische Milchtee und Aruul (getrockneter Quark) und Nudelsuppe mit Schafsfleisch gereicht – mongolischer geht’s kaum ;) Nach der kleinen Stärkung haben wir dann eine Stadttour durch UB gemacht und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie das Gandan- Kloster besucht. Die Gegensätze dieser Stadt haben mich schon sehr beeindruckt. Da gibt es einerseits inmitten einer pulsierenden Stadt ein buddhistisches Kloster, im Zentrum gibt es Gucci und Louis Vuitton Shops, wobei sich an den Hügel um die Stadt die Jurtenviertel schlängeln, an denen es laut Reiseführer nicht mal eine ausreichende Kanalisation gibt. Und der Verkehr ist wirklich ziemlich heftig. Mittlerweile war ich an diesem Tag schon seit 30h auf den Beinen und schon ziemlich müde, als Anhaa sagte, dass wir um drei Uhr auf dem Schwarzmarkt sein müssten, da dann das Auto in ihr Dorf abfahren würde (Anhaa wohnt im Osten der Mongolei im Aimag (Kanton) Khenti. Da es praktisch keine Infrastruktur gibt in der Mongolei, verlässt man sich auf Bekannte und Verwandte. So telefoniert man herum und erfährt so, wer wann wohin fährt. Man sagt dem Fahrer, dass man mitfahren will und bezahlt dann einen Teil ans Benzin. Für die 6h Fahrt in Anhaas Dorf habe ich 15000 Tugrug bezahlt, das sind etwa 11 Franken. Meistens sind die Kleinbusse dann auch gut gefühlt. Wir waren 10 Personen auf zwei Sitzreihen verteilt.) Wir waren dann schlussendlich um 4 Uhr am Schwarzmarkt und abgefahren sind wir um halb 9 Uhr. Da habe ich gemerkt, dass in der Mongolei Zeitangaben nicht so wichtig sind, und es meistens sowieso anders kommt, als man plant ;)Der Schwarzmarkt ist übrigens ein riesiger Markt auf dem wirklich alles angeboten wird.

Wir sind dann also abgefahren und etwa nach einer Stunde hat der Fahrer angehalten – Pinkelpause! Alle raus aufs Feld, wieder ins Auto und weiter geht’s. Nach knapp vier Stunden biegt man ab auf die Landstrasse. Da wars auch vorbei mit meinem Handyempfang ;) Nach zwei weiteren Stunden auf der Landstrasse sind wir endlich bei Anhaas Eltern angekommen. Diese wohnen ganz traditionell in Jurten, mit dem Auto etwa 5 Minuten weg vom nächsten Dorf (das ca. 400 Einwohner hat). Dieses Ankommen war wirklich sehr speziell. Einerseits weil die Jurte in der völligen Natur ist, da gibt’s wirklich nichts rumherum – kein Strommast, kein Haus, keine Wasserleitung, keine Laterne- nichts (ausser den Schafen und Ziegen). Daher war auch der Sternenhimmel unheimlich deutlich. Andererseits war ich noch nie in einer Jurte und das erste Mal eine Jurte zu betreten war schon sehr magisch. Wenn’s nicht regnet, dann lassen sie einen kleinen Teil des Daches offen, also hat man schon fast ein bisschen das Gefühl, man schläft unter freiem Sternenhimmel. Ich habe natürlich eines der zwei Betten zum Schlafen bekommen, während Anhaas Mutter und ihr kleiner Cousin auf dem Boden geschlafen haben.

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