Montag, 26. September 2011

Teacher, Teacher!!!

Die Gruppe 5-III
Meine vierte Klasse (also nur die Hälfte. Für meinen Englischunterricht wird sie in zwei Gruppen aufgeteilt. In dieser Gruppe sind es jedoch schon 16 Schüler)

Tserentogtokh, english name: Josh, ist gerade dabei ein Verb mit dessen Vergangenheitsform zu verbinden. Leider ist die Höhe der Wandtafel nicht verstellbar ;)

Immer noch die vierte Klasse; man sieht wie aufmerksam alle sind ;)


In der Bibliothek; die blonde Dame ist Rita, bei der ich in den ersten vier Wochen gewohnt habe. In der Bibliothek funktioniert die Heizung leider nicht, daher ist es jetzt schon ziemlich kalt.

Das ist gerade mal die vierte Woche, in der ich am Unterrichten bin, aber ich könnte schon Seiten füllen mit amüsanten Erlebnissen. Aber ich sollte vielleicht von vorne beginnen. Die Schule an der ich unterrichte, ist eigentlich eine Privatschule. Das heisst die Schüler kommen alle aus besserem Hause; viele Eltern arbeiten im Ausland, weshalb die Kinder oft bei ihren Grosseltern aufwachsen. Die Schule wird zudem mit materiellen Spenden (Schulbänken, Papier, Lehrmittel und sonstigen Büchern) aus der Schweiz und vom deutschen Goethe-Institut unterstützt. Ich hab mich auch schon gefragt, ob es überhaupt Sinn macht an einer Privatschule zu unterrichten (aber da ich ja eigentlich nicht mal eine Lehrerin bin, sollte ich aufhören mir solche Fragen zu stellen ;)) Naja, auf jeden Fall denke ich mittlerweile schon, dass ich etwas „gschids“ dazu beitragen kann. Zum einen ist unser Englisch (also das der ausländischen Lehrer) halt doch ein bisschen besser. Unser Akzent ist weniger deutlich und vermutlich sind wir es uns in Europa (oder von unseren Reisen her) gewohnt, Englisch zu sprechen und sprechen daher einfach auch fliessender. Zum anderen ist es so, dass die meisten mongolischen Lehrer einen völlig anderen Unterrichtstil haben, als wir es uns gewohnt sind. Die Schüler müssen so gut wie immer still an ihren Bänken sitzen und abschreiben. Interaktive Formen wie Dialoge schreiben und aufführen oder Fragen individuell beantworten, kennen sie kaum. Diese Disziplin fehlt bei uns ausländischen Lehrern, weil die Schüler genau wissen, dass wir nicht auf die gleichen Methoden wie die mongolischen Lehrer zurückgreifen. Das führt dazu, dass gewisse Schüler uns ein bisschen auf der Nase rumtanzen. Im Grossen und Ganzen funktioniert es – für mich – aber ganz gut. Ich habe neun eigene Gruppen, die ich jeweils eine oder zwei Lektionen pro Woche unterrichte. Zusätzlich bin ich noch in vier Lektionen bei einer mongolischen Lehrerin zum sogenannten Team-Teaching. Dieses findet nur in ersten und zweiten Klassen statt. Diese Stufen als ausländischer Lehrer alleine zu unterrichten wäre einfach zu schwierig, da die Knirpse halt noch gar kein Englisch sprechen. Aber mit einer mongolischen Lehrerin zusammen funktioniert das ganz gut. Ich bin halt vor allem dazu da, um den Schülern die richtige Aussprache beizubringen. Bei den älteren Stufen läuft‘s ein bisschen anders. Alle Schüler einer Stufe werden in Niveaugruppen eingeteilt. Das führt dazu, dass ich nicht Klassen, sondern Niveaugruppen unterrichte. Von der fünften Stufe unterrichte ich zum Beispiel die Gruppen III und IV. Die haben ein relativ hohes Niveau und sprechen teilweise schon sehr gut. Von der achten Stufe unterrichte ich jedoch die Gruppe I, die ziemlich schlecht ist. Das kommt daher, dass hier die Schulen sehr schnell gewechselt werden können und viele Schüler dann ohne Englischkenntnisse an dieser Schule einsteigen. Ich denke aber, dass die Schüler uns ausländischen Lehrer sehr gerne mögen, weil wir eben genau einen anderen Unterricht machen wie die mongolischen Lehrer und manchmal vielleicht auch ein wenig mehr Menschlichkeit an den Tag legen. Letze Woche als die Viertklässler gesehen haben, dass ich ins Zimmer laufe, sind ein paar Schüler rumgehüpft und haben richtig Freude gehabt, dass sie jetzt bei mir Unterricht haben. Oder wenn wir durchs Schulhaus laufen, dann ruft es von allen Seiten ‚hey Teacher‘. Auch wenn wir sonst in Darkhan unterwegs sind oder einkaufen gehen dann tönt es ab und zu ‚hey Elli-Teacher!!!‘. Besonders Freude haben die Schüler wenn sie an der Wandtafel etwas schreiben oder zeichnen dürfen. Dann wollen alle unbedingt an die Reihe kommen und rufen ‚Teacher, Teacher, I know, I know‘ und können sich kaum mehr auf den Stühlen halten (Ich höre mittlerweile auch schon auf das mongolische Wort für Lehrer; bagsch!)

Manchmal muss ich halt auch echt schmunzeln. Zum Beispiel hatte ich eine Team-Teaching Stunde mit einer mongolischen Englischlehrerin, die halt fast kein Englisch spricht. Sie hatte natürlich nichts vorbereitet, also habe ich mit den Schülern ein paar Vokabeln gelernt. Währenddessen hat sie in einer Seelenruhe neben mir gesessen und SMS geschrieben. Oder in den ersten zwei Wochen habe ich mich immer gewundert, weil die Schulglocke überhaupt nicht mit meiner Uhr übereinzustimmen schien. Mal hat die Schulglocke früher geläutet mal ein bisschen später. Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass der Wachmann der Schule, der stets beim Eingang sitzt, immer wenn Pause ist auf einen Knopf drückt. Das heisst die Glocke erklingt nicht automatisch, sondern wird manuell gedrückt. Und manchmal vergisst der liebe Wachmann halt die Zeit und dann kann die Lektion auch ein paar Minuten länger dauern ;) Eine weitere Besonderheit sind die Namen der Schüler. Da die mongolischen Namen, z.B. Munhzul, Tsengeg, Zanabazar, Khishigee oder Nandintsetseg, für uns Westler leider nicht aussprechbar sind, bekommen die Schüler in ihrem ersten Schuljahr für den Englischunterricht einen englischen Namen. Ich habe in meinen Gruppen diverse Susan, Amy, George, Bob, Bruce, Harry, Alisa, Anna, Sara, Toms und Alex.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen