Donnerstag, 22. September 2011



Im Hintergrund sieht man Alt-Darkhan. Da es am Tag zwar noch schön warm, in der Nacht aber schon ziemlich kalt ist, wird in den Jurten schon geheizt (entweder mit getrocknetem Kuh- oder Pferdemist oder mit Kohle). Das führt dazu, dass der Smog über Alt-Darkhan schon deutlich erkennbar ist.
Das Industriegebiet von Darkhan. Die Russen haben die Stadt so gebaut, dass der Industrieteil hinter einer Hügelkette versteckt ist, was die Bewohner super finden, da es deshalb nicht so versmogt ist wie in UB. Gelegentlich sieht man den Raum aber ziemlich deutlich hinter den Hügeln hervoziehen.

Silvia und Ich geniessen Darkhan by Night. Für den Abstieg vom Hügel brauchten wir allerdings dann die Stirnlampen!

Lovely Darkhan. Die Umgbegung ist einfach traumhaft



Wir ausländischen Lehrer haben Luxus immer schon ab Donnerstagnachmittag Wochenende zu haben. Diese war ja bereits die dritte Woche, in der wir unterrichtet haben und wir scheinen uns mittlerweile daran gewöhnt zu haben, denn heute war es der erste Donnerstagnachmittag an dem wir nach der Schule nicht todmüde ins Bett gefallen sind ;) Da ich gestern endlich umziehen konnte, musste ich heute Nachmittag noch einige Dinge einkaufen – ich wohne jetzt bei einer Deutschen, Andrea, die an der gleichen Schule wie ich Deutsch unterrichtet und die schon seit sieben Jahren hier ist – jetzt habe ich endlich mein eigenes Zimmer, das dazu auch wirklich sehr schön ist. Ich habe mir dann gestern zur Feier des Tages noch ein Kamelhaarduvet (sehr empfehlenswert) und ein Bettbezug dazu gekauft und musste das erste Mal seit vier Wochen nicht mehr im Schlafsack schlafen! Hier lernt man ja wirklich sich an kleinen Dingen zu erfreuen! Auf jeden Fall sind Silvia und ich dann heute Nachmittag zusammen in die Markthalle geschlendert und haben dort mongolisches Gemüse (viel billiger als das aus China importierte) gekauft. Für drei Zwiebeln, einen ganzen Kohl und eine Handvoll Karotten habe ich 50 Rappen bezahlt – ich habe im Internet ja so eine tolle Umrechnungspage gefunden – immer im Kopf auszurechnen ist mir einfach zu mühsam ;) Gestern im Restaurant habe ich für meinen Teller Spaghetti und die Cola 2 Franken bezahlt. Die Preise relativieren sich jedoch wenn man bedenkt wie viel (oder besser wie wenig) wir verdienen. Und ‚Luxusartikel‘ wie Kleider sind hier verhältnismässig sehr teuer. Da fallen die umgerechnet 17 Franken für die Stiefel schon ins Gewicht. Aber ich darf mich ja nun überhaupt nicht beklagen, ich habe immer noch ein Schweizer Bankkonto auf das ich in der Not zurückgreifen kann, während die meisten Mongolen wirklich ums Überleben kämpfen. Silvia, Rita und Ich hatten auch wirklich ein schlechtes Gewissen, weil wir uns ständig beklagt haben, dass wir zu dritt in einer 2-Zimmer Wohnung leben müssen, während es hier üblich ist, dass vier Personen in einer Einzimmerwohnung wohnen.

Nun ja, auf jeden Fall sind wir halt doch noch so westlich und beanspruchen ein Zimmer für uns allein. Nach mehrfachem Nachfragen unsererseits (und mehrfachem ‚margasch‘ (morgen!) seitens der mongolischen Verantwortlichen) hat es nun also mit dreiwöchiger Verspätung endlich geklappt! Weil wir drei, also Rita, Silvia und Ich, in unserer ‚Zwangs-WG‘ ja wirklich eine tolle Zeit gehabt haben, haben wir dann gestern noch einmal zusammen gegessen. Irgendwie haben wir dann alle von unseren ersten Eindrücken hier in der Mongolei erzählt und wie wir das Alles erlebt haben. Wir haben festgestellt, dass im Vorfeld in der Schweiz viele Leute gesagt haben, dass sie es toll fänden, was wir machen, aber sie selbst den Mut nicht hätten. Für mich, und ich glaub auch für die anderen Zwei, hatte das aber nicht viel mit Mut zu tun. Ich hatte ehrlich gesagt einfach genug von der Schweiz. Vielleicht hatte ich einfach zu viel in einem gewissen Lebensmittelgeschäft gearbeitet, in dem man sehr viel mit unglaublich unzufriedenen Kunden zu tun hatte, die Probleme beschwörten, die eigentlich keine Probleme sind und die es – so denke ich – nur in der Schweiz geben kann, weil es vielen Leuten dort einfach (zu) gut geht. Auf jeden Fall war auch ich oft unzufrieden und hab ich mich ab Dingen aufgeregt, die es nicht wert waren. Kurzum, die Reise in die Mongolei war für mich nicht eine Frage des Mutes, sondern des Wunsches, dem Trott der Schweiz zu entfliehen und einfach mehr von der Welt zu sehen. Als ich dann aber in der Mongolei angekommen bin und die Dinge auch wirklich erlebt habe, habe ich schon manchmal daran gedacht, dass es vielleicht doch ein bisschen Mut braucht. Wenn mir jemand, bevor ich in die Mongolei gekommen bin, erzählt hätte, was ich allein in der ersten Woche schon alles erleben würde, dann hätte ich dem nie und nimmer geglaubt. Der Punkt – meiner Meinung nach – ist einfach: Wenn man so etwas macht, dann kann man gar nicht zurück und die Neugier ist ja dann doch meistens stärker. Man muss es so nehmen wie’s kommt und am Ende kommt’s ja dann doch immer (oder meistens) gut. Ich habe in UB im Hostel eine Österreicherin kennen gelernt, die über zwei Wochen lang mit Nomaden unterwegs war. Das Problem war, dass sie sich mit niemandem verständigen konnte, weil von den Nomaden in den Steppen natürlich niemand Englisch spricht. Sie konnte sich auch nur spärlich waschen, weil’s halt keine Dusche gibt und sie ass halt nur Fleisch die ganze Zeit, weil’s nichts anderes gab. Sie hatte mir dann schon erzählt, dass sie ziemlich an ihre Grenzen gekommen ist, aber sie hätte halt gar nicht weggekonnt, weil sie eh niemand verstehen konnte und weil es sowieso einige Zeit gedauert hätte bis sie den Rückweg organisiert gehabt hätte. Was ich damit sagen wollte ist , dass es zwar vielleicht ein bisschen Mut (aber was ist eigentlich Mut? und ist das nicht sehr subjektiv?) braucht, aber eher Neugier und Durchhaltewillen – und ich bin überzeugt davon, dass man dafür mit unglaublichen Erfahrungen belohnt wird.

Hilfe, jetzt bin ich abgeschweift. Ich wollte ja eigentlich noch erzählen, was wir heute noch gemacht haben, da wir ja nicht schlafen mussten, weil uns die kleinen Racker nicht mehr allzu sehr stressen ;) Da Rita noch zwei Freundinnen aus der Schweiz zu Besuch hat, haben wir gegen Abend noch einen wunderschönen Spaziergang auf einen der Hügel gemacht und bei einer Dose mongolischem Bier (sehr lecker) den Sonnenuntergang genossen – Traumhaft!

P.S: Was ich schon länger anmerken wollte: Ich freue mich wirklich sehr wenn ihr den Blog liest, aber noch viel mehr würde ich mich freuen, wenn ihr mir Mails schreiben (oder mich per Skype anrufen) würdet. Ich will ja auch wissen wie’s bei euch so läuft!!!!

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